Raya Badraun

Journalistin

Verlierer sind die wahren Kämpfer

Als Mo Farah nach 10 000 Metern das Ziel erreichte, tobte das Publikum im Olympiastadion. Er hatte es wieder geschafft. Der Brite holte über diese Distanz zum zweitenmal Gold an den Olympischen Spielen. Dabei war der 33-Jährige so schnell, dass er einen Teil seiner Konkurrenz während des Rennens überrundet hatte. Einsam zogen diese nach Farahs Sieg ihre Runden auf der Tartanbahn, im Wissen, dass sie nichts mehr gewinnen können – nicht einmal mehr ein Diplom. Mo Farah umarmte da bereits die anderen Medaillengewinner und suchte im Publikum nach einer Fahne für die Ehrenrunde. Doch die Gegner gaben nicht auf. Sie rannten weiter. Und manch einer legte gar noch einen Schlusssprint hin. Einfach so. Für sich. Die Aussenseiter, die an Olympia nicht von Medaillen träumen können, sind die wahren Kämpfer – ob im Schwimmen oder in der Leichtathletik. Sie verlieren zwar das Rennen. Dies tun sie jedoch erhobenen Hauptes.

Diese Kolumne erschien im „St. Galler Tagblatt“ während den Olymischen Spielen in Rio de Janeiro.

 

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